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ChristnachtDer Engel der Verkündigung:Seraphimsche Heere, Schwingt das Goldgefieder Gott dem Herrn zur Ehre, Schwebt vom Himmelsthrone Durchs Gewölk hernieder, Süße Wiegenlieder Singt dem Menschensohne! Ein Hirte: Was seh’ ich? Umgaukelt mich Schwindel und Traum? Ein leuchtender Saum Durchwebt den azurnen, ewigen Raum, Es schreiten die Sterne des Himmels entlang, Mit leisem Gesang, Der seligen Scharen musikalischer Gang. Chor der Hirten: Die Engel schweben singend Und spielend durch die Lüfte, Und spenden süße Düfte, Die Lilienstäbe schwingend. Chor der Seraphim: Wohlauf, ihr Hirtenknaben, Es gilt dem Herrn zu dienen, Es ist ein Stern erschienen, Ob aller Welt erhaben. Chor der Hirten: Wie aus des Himmels Toren Sie tief herab sich neigen! Chor der Seraphim: Lasst Eigentriebe schweigen, Die Liebe ward geboren! Der Engel der Verkündigung: Fromme Glut entfache Jedes Herz gelind, Eilt nach jenem Dache, Betet an das Kind! Jener heißerflehte Hort der Menschen lebt, Der euch im Gebete Lange vorgeschwebt. Traun! Die Macht des Bösen Sinkt nun fort und fort, Jener wird erlösen Durch das Eine Wort. Chor der Hirten: Preis dem Geborenen Bringen wir dar, Preis der erkorenen Gläubigen Schar. Engel mit Lilien Stehn im Azur, Fromme Vigilien Singt die Natur. Der den kristallenen Himmel vergaß, Bringt zu Gefallenen Ewiges Maß! Der Engel der Verkündigung: Schon les’ ich in den Weiten Des künft’gen Tages bang, Ich höre Völker schreiten, Sie atmen Untergang. Es naht der müden Erde Ein frischer Morgen sich, Auf dieses Kindes "Werde" Erblüht sie jugendlich. Chor der Seraphim: Vergesst der Schmerzen jeden, Vergesst den tiefen Fall, Und lebt mit uns im Eden, Und lebt mit uns im All! August von Platen 1796 - 1835 |
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